bauWertInfoBasis: Digitale Baustoffdaten für die Zukunft - Tirol ebnet den Weg
Mit dem Projekt bauWertInfoBasis setzt das Land Tirol auf digitale Umweltinformationen im Bausektor. Projektleiter Otto Handle (inndata Datentechnik) entwickelt das System gemeinsam mit der Standortagentur Tirol, um Unternehmen und Planer:innen fit für neue EU-Vorgaben wie den Digitalen Produktpass zu machen.
„Die Digitalisierung von Baustoffdaten ist ein wesentlicher Schritt, um Unternehmen auf kommende regulatorische Anforderungen wie den Digitalen Produktpass und den Green Deal vorzubereiten“, erklärt Fritz Fahringer, Projektverantwortlicher beim datahub.tirol.
Auch Otto Handle betont: „Das Projekt bauWertInfoBasis ermöglicht die rasche und ressourcenschonende Berechnung, welche die ökologisch und ökonomisch optimale Bauweise unter Berücksichtigung des gesamten Lebenszyklus ist – inklusive Rückbau und Recycling.“
EU-Vorgaben verändern die Baubranche grundlegend
Die EU-Bauprodukteverordnung (CPR) wurde Ende 2023 im Rahmen des European Green Deal umfassend überarbeitet. Sie verpflichtet Hersteller künftig dazu, Umweltinformationen zu ihren Produkten standardisiert und digital bereitzustellen – etwa im Rahmen des Digitalen Produktpasses (DPP), der ab 2027 stufenweise eingeführt wird und ab 2028 auch Bauprodukte betrifft.
Im Mittelpunkt steht dabei die Environmental Product Declaration (EPD) – eine Umwelt-Produktdeklaration, die die ökologischen Auswirkungen eines Baustoffs über seinen gesamten Lebenszyklus hinweg beschreibt. Bisher liegen viele dieser EPDs nur als PDF-Dokumente vor – maschinenlesbare Formate sind selten und oft schwer zugänglich.
Die Lösung: Digitale Daten statt Papierflut
Hier setzt das Tiroler Projekt bauWertInfoBasis an. Ziel ist der Aufbau eines digitalen, standardisierten Informationssystems für EPD-Daten, das eine umwelt- und ressourcenschonende Bauplanung ermöglicht.
Zentrale Elemente des Projekts:
- Aufbau einer maschinenlesbaren EPD-Datenbank
- Verknüpfung mit Herstellercodes und offenen Schnittstellen
- Integration in Planungssoftware wie BIM oder LCA-Tools über Plattformen wie baudigital.info
- Systemunabhängige Nutzung in gängigen Softwareumgebungen (etwa auch MS Teams)
- Einfacher Zugang für Architekt:innen und Planer:innen
Nachhaltiges Bauen beginnt bei den Daten
Herkömmliche Nachweismethoden, etwa der Energieausweis, greifen oft zu kurz. Eine gute Dämmung spart zwar Heizenergie, kann aber in der Gesamtbilanz durch materialintensive Herstellung ökologische Nachteile bringen. bauWertInfoBasis ermöglicht es, solche Zielkonflikte sichtbar zu machen – und fundierte Entscheidungen zu treffen.
Die strukturierte und standardisierte Bereitstellung sowie die einfache Zugänglichkeit von Daten sind zentrale Voraussetzungen, um die digitale Transformation im Bauwesen erfolgreich voranzutreiben.
„Ohne einheitliche Datenformate, klar definierte Standards und offene Schnittstellen wird der Wandel nicht gelingen“, betont Veronika Kocher, Data Steward im Projekt Steward der Data Intelligence Offensive (DIO). Die DIO und der datahub.tirol engagieren sich in der gemeinsamen Arbeitsgruppe DIO West, um konkrete Anwendungsfälle zu entwickeln und praxisorientierte Schritte in Richtung interoperabler Datenräume (Data Spaces) umzusetzen.
Die im Projekt verwendeten EPDs orientieren sich an internationalen Normen wie ISO 14025 und EN 15804, was eine konsistente, vergleichbare und maschinenlesbare Nutzung sicherstellt. In Verbindung mit digitalen Planungswerkzeugen wie Building Information Modeling (BIM) wird so bereits in der Entwurfsphase eine fundierte ökologische Bewertung möglich – für Neubauten ebenso wie für Sanierungen.
Europäisch vernetzt dank Data Spaces
Die im Projekt erzeugten Data Assets fließen sowohl in den regionalen Data Space des datahub.tirol als auch in den Circular Economy Data Space der Data Intelligence Offensive (DIO) ein. Das Projekt zeigt damit, wie interoperable Data Spaces einen konkreten Mehrwert für Tiroler Unternehmen im europäischen Kontext schaffen können.
Blick nach vorn
Was kommt als Nächstes? Projektleiter Otto Handle ist auf Einladung der Bundesinnung Baugewerbe und Austrian Standards International in nationale und europäische Standardisierungsprozesse eingebunden. Ziel: Die digitale Leistungserklärung nach CPR und der Digitale Produktpass sollen künftig als standardisierte Werkzeuge der Branche zur Verfügung stehen.
Mit Partnern wie ETIM Austria, Rieder Technology und dem datahub.tirol wird bauWertInfoBasis auch über das Projektende hinaus weiterentwickelt – damit Tirols Bauwirtschaft im digitalen Wandel ganz vorne mit dabei ist.
Link
>>inndata Datentechnik GmbH
>>Presse-Aussendung zum Projekt bauWertInfoBasis